Der Sudan
Der Sudan in seinen heutigen politischen Grenzen ist in natürlicher, ethnischer und kultureller Hinsicht ein Abbild des gesamten afrikanischen Kontinents. Da er den Norden Afrikas mit dem Süden verbindet, wird er auch als „Brücke der arabisch-afrikanischen Zivilisation“ bezeichnet.
Die Fläche des Sudan beträgt 2,5 Millionen qkm. Es ist mit 8% der Gesamtfläche Afrikas das größte Land des Kontinents. In seiner Ausdehnung ist der Sudan so groß, wie folgende Staaten zusammengenommen:Großbritannien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, Belgien, Portugal, Spanien und Italien. Nördlich grenzen Ägypten und Libyen an den Sudan, östlich das Rote Meer, Eritrea und Äthiopien, südlich
Kenia, Uganda und Zaire sowie westlich die Zentralafrikanische Republik und der Tschad. Der Nil und seine Nebenflüsse gehören zu den wichtigsten Naturgegebenheiten im Sudan. Die Hauptnebenflüsse des Nil im Lande sind Weisser Nil, Blauer Nil, Atbara und Sobat. Die für die Landwirtschaft geeignete Fläche des Sudan wird auf etwa 200 Millionen feddan geschätzt (das sind etwa 33% des Landes). Im Allgemeinen herrscht im Lande tropisches Kontinentalklima vor. Die Tagesmitteltemperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 30 Grad Celsius. Nach einer statistischen Schätzung aus dem Jahre 1998 beträgt die Einwohnerzahl des Sudan etwa 29 Millionen. Die Bevölkerung ist ein Gemisch aus 600 Stämmen, die sich in 65 Volksgruppen gliedern. Die wichtigsten Volksgruppen sind jene arabischer Herkunft, die rund 50% der Gesamtbevölkerung des Landes ausmachen,
sowie die Niloten und Nubier mit etwa 30%. Weitere 12% der Bevölkerung bestehen jeweils zur Hälfte aus Kuschiten (Bejah-Stämme im Ostsudan) sowie Fur und Azandi im Westsudan. Die offizielle Landessprache ist Arabisch, daneben gilt Englisch als Verkehrssprache.
Von 1899 bis 1956 war der Sudan ein „anglo-ägyptisches Kondominium“, er war praktisch unter britischer Herrschaft. Erst am 1. Januar 1956 erhielt das Land seine Unabhängigkeit. Zunächst – bis November 1958 – war die Regierungsform des Sudan die parlamentarische Demokratie. Danach, und eigentlich bis heute, wurde das Land von permanenten und akuten politisch-wirtschaftlichen Krisen heimgesucht. Am 30. Juni 1989 übernahmen die Streitkräfte, die unter der Nationalen Islamischen Front stehen, die totale Staatsgewalt. Das Staatsgebiet ist in 26 Bundesstaaten, 66 Provinzen und 218 Bezirke gegliedert, wobei die Autonomie der Bundesstaaten allerdings noch sehr eingeschränkt ist. Die Regierung hat sich auf fast allen Gebieten, insbesondere jedoch in politischen und finanziellen Fragen, weitreichende Eingriffsmöglichkeiten vorbehalten. Die Hauptstadt des Sudan bilden die Dreiecksstädte Khartoum, Omdurman und Khartoum-Bahri mit insgesamt 2,5 Millionen Einwohnern.
Die gegenwärtige wirtschaftliche Struktur des Sudan basiert zum großen Teil auf seiner kolonialen Geschichte. So zielte die koloniale Wirtschaftspolitik auf die Entwicklung von „large-scale“ Baumwoll-Plantagen ab, um Westeuropa mit Rohstoffen beliefern zu können. Nach Erreichen der Unabhängigkeit blieb die Wirtschaftsstruktur des Landes fast unverändert. Die Nachwirkungen des Kolonialismus zeigen sich bis heute in einer völlig ungleichen regionalen und ökonomischen Entwicklung. So sind die bevorzugten, hochentwickelten Regionen das Flussgebiet am Nil, insbesondere das Dreieck zwischen dem Blauen und dem Weißen Nil, sowie in zunehmenden Maße das östliche benachbarte
Gebiet zwischen dem Blauen Nil und dem Atbara-Fluß. Dagegen blieben der Süden und der Westen des Sudan stark unterentwickelt. Die modernen Produktionszentren sind im Norden des Landes konzentriert, während im Westen und im Süden die Subsistenzwirtschaft dominiert.
Das Bruttoinlandsprodukt 1999 setzte sich zu 48% aus Waren und Leistungen der Landwirtschaft, zu 38% aus Dienstleistungen und nur zu 14% aus Industrieerzeugnissen zusammen. Die Hauptexportgüter sind Sesam, Baumwolle, Erdnüsse, Gummiarabicum, lebende Tiere und neuerdings Erdöl. Zu den wichtigsten Handelspartnern des Sudan zählen die EU-Länder, die VR China, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen
Emirate. Die Landeswährung ist der Dinar (100 piaster).
(Autor: Mohamed El-Sharif Adam – Magazin „DJELI“, Oktober 2001)